Sprache

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Sprache ist Kommunikation, Wissensvermittlung, Definition, Argumentation, Diskussion. Ihre Komplexität zeichnet das menschliche Wesen aus.

Die Sprache ist stark verknüpft mit Denken, Identität und unseren Vorstellungen von uns selbst und der Welt. Wollen wir die Sprache ändern, müssen wir unser Sprechen ändern, das heisst, wir müssen uns ändern. Deshalb führen sprachliche Neuerungen oft zu Widerstand und gesellschaftlichen Debatten. Allerdings gibt es auch viele Veränderungen, die wir kaum wahrnehmen, weil sie unserem Sprachgebrauch entgegenkommen. Sie ergeben sich quasi von selbst.

«Gebrauch: diskriminierend»

Mit diesem Hinweis versieht der Duden Wörter, deren Gebrauch diskriminierend und abwertend ist. Bekannte Beispiel sind Neger oder Zigeuner. Auch Asylant oder Behinderter sind als abwertend markiert. Wenn wir respektvoll sprechen, verwenden wir andere Begriffe und nutzen eine politisch korrekte Sprache. Das heisst wir sprechen so über andere, wie wir möchten, dass sie auch über uns sprechen. Die Sprache hält zahlreiche Alternativen bereit und viele sind längst gängig, für die genannten Begriffe beispielsweise: Person/People of Colour oder Schwarze Menschen, Roma und Sinti, Asylsuchende, Menschen mit Behinderung.

Mehrheit – Minderheit

«Die meisten sind, die meisten wissen …». Mit diesen einfachen, oft ohne Absicht verwendeten Wendungen, werden Menschen ein- und vor allem all jene ausgeschlossen, die nicht sind oder wissen. Viele Formen des täglichen Sprachgebrauchs wirken diskriminierend, ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind.

«Gerechte Sprache allein schafft noch keine gerechte Welt. Aber indem wir sie verwenden, zeigen wir, dass wir eine gerechte Welt überhaupt wollen.»

Anatol Stefanowitsch, Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen, 2018

Inklusive Sprache:
Alle sind gemeint

Die Sprache wandelt sich stetig. Früher schrieb man placiert, dann plaziert und seit der letzten Rechtschreibreform 1996 platziert. Und das Fräulein hat sich in den letzten 40 Jahren aus dem Sprachgebrauch verabschiedet. Später wurden die Frauen nicht nur mitgemeint, sondern mitgeschrieben, mit weiblichen und männlichen Formen oder mit dem sogenannten grossen Binnen-I (KünstlerInnen). Gendern bedeutet mindestens zwei Geschlechter einzuschliessen. Aktuell gibt es mehrere Schreibweisen, die alle Geschlechter ansprechen wie der Gender-Stern (Künstler*innen) oder der Doppelpunkt (Künstler:innen). Das Kunstmuseum Luzern hat vor rund zwei Jahren die Schreibweise mit dem Doppelpunkt gewählt. Der Doppelpunkt bietet den Vorteil, dass er von Maschinen gelesen werden kann.

Respekt, Ärgernis oder Sexismus?

Die non-binäre Schreibweise mit Stern oder Doppelpunkt schliesst alle Geschlechter ein, das heisst, sie ist inklusiv. Aktuell werden Sinn oder Unsinn des geschlechtergerechten Schreibens kontrovers diskutiert. Während die inklusiven Schreibweisen immer breiter genutzt werden, versuchen politische Vorstösse, das Gendern in Verwaltung und Schulen zu verbieten.

Umfragen ergeben immer wieder, dass eine Mehrheit der Schweizer:innen nicht gendert. Tests zeigen jedoch, dass Menschen an deutlich mehr weibliche Personen denken, wenn beide Geschlechter genannt oder non-binäre Schreibweisen verwendet werden.

Nebst der Kritik der politischen Rechten, die traditionelle Werte bedroht sieht, wird das Gendern teilweise auch von feministischer Seite als sexistisch kritisiert, weil es immerzu auf das Geschlecht einer Person verweist.

Geschichte einer Bedeutungsveränderung: Woke

Wie aus Engagement für Gerechtigkeit ein Schimpfwort wurde.

«Gendern ist eine sexistische Praxis, deren Ziel es ist, Sexismus zu bekämpfen.»

Nele Pollatscheck, Abrechnung mit dem Genderstern – Warum sind wir so besessen von Genitalien?, Tages-Anzeiger, 21.05.2021

Begriffe

Zur Ausstellung Zanele Muholi erscheint ein Glossar, das Begriffe erläutert, die sich auf die südafrikanische Geschichte, Rassismus und queere Kultur beziehen. Für www.divers2023.ch wird es mit Blick auf weitere Aspekte von Diversität erweitert. Gerne dürfen Sie uns per E-Mail oder Social Media auf weitere Begriffe hinweisen, damit wir die Liste ergänzen und dazulernen können.

Die Bedeutung von Begriffen kann sich wandeln. Deshalb geben die Erklärungen immer eine Momentaufnahme wieder.

Ableismus

Der am englischen Wort «abelism» angelehnte Begriff stammt aus der US-amerikanischen Behindertenbewegung. Er beschreibt die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, indem Menschen an bestimmten Fähigkeiten gemessen und auf ihre Beeinträchtigung reduziert werden.

Afrikanische Diaspora

Die Gesamtheit der Menschen afrikanischer Herkunft, die ausserhalb des afrikanischen Kontinents leben, bspw. die afroamerikanische, afrokaribi­sche, afrodeutsche Bevölkerung, sowie Migrant:innen afrikanischer Her­kunft und ihre Nachkommen.

Ageism / Altersdiskriminierung

Soziale und ökonomische Benachteiligung von Meschen aufgrund ihres Lebensalters, beispielsweise bei der Teilnahme am gesellschaftlichen oder am Arbeitsleben. Meist bezieht sich der Begriff auf die Diskriminierung älterer Menschen, es können aber auch jüngere gemeint sein.

Ally/Mitstreiter:in

Eine Person, die aktiv für die Rechte und gesellschaftlichen Kämpfe der LGBTQIA+-Community sowie anderer marginalisierter Menschen eintritt, aber nicht die Erfahrung als Zugehörige:r dieser Gruppen teilt.

Apartheid

Eine Gesetzgebung bzw. ein politisches Unterdrückungssystem zur «Ras­sentrennung», das von 1948 bis 1994 in Südafrika vorherrschte. Nicht-weisse Menschen wurden in diesem System auf wirtschaftlicher, politi­scher und sozialer Ebene diskriminiert. Apartheid ist Afrikaans und be­deutet «getrennt voneinander». Das Wort wird heute auch gebraucht, um globale Ungleichheitsverhältnisse zu beschreiben, die Rassismus sowie soziale und ökonomische Unterdrückung aufrechterhalten.

Asexuell

Ein Sammelbegriff für Menschen, die gar nicht oder nicht gleichbleibend sexuelle Anziehung empfinden oder romantische Beziehungen wünschen.

Behindert werden

Die Formulierung macht deutlich, dass Menschen nicht aufgrund ihrer individuellen Körper behindert sind, sondern dass die Behinderung ein Zusammenspiel mit der Umwelt darstellt. Dies entspricht dem sozialen Modell von Behinderung.

Behinderung / Beeinträchtigung

Behinderung fokussiert auf das Zusammenspiel von Umwelt und Individuum, während Beeinträchtigung die Einschränkung des Individuums in den Vordergrund stellt. Die Bevorzugung des einen oder anderen Begriffes ist nicht in allen Ländern identisch.

Biologisches Geschlecht

Ist vom sozialen Geschlecht bzw. von Gender zu unterscheiden. Das biologische Geschlecht wird auf Basis von Geschlechtsorganen bei der Geburt zugewiesen.

Bisexuell

Ein Sammelbegriff, der romantische oder sexuelle Anziehung zu mehr als einem Geschlecht beschreibt. Bisexuelle Menschen verwenden selbst auch andere Begriffe wie pansexuell und queer.

Bleistift-Test

Ein rassistischer und entmenschlichender Test, der im Apartheid-Regime von den Behörden verwendet wurde, um Menschen rassistisch einzutei­len. Dabei wurde ein Bleistift ins Haar gesteckt. Konnte das Haar den Stift nicht halten, wurde es als nicht lockig kategorisiert. Damit galt der Test als bestanden und die Person wurde als «weiss» eingestuft.

Butch

Selbstbezeichnung von queeren Frauen, die gemäss heterosexueller Stereotypen meist maskulin auftreten oder gesellschaftlichen Definitionen von Männlichkeit entsprechen. Manche Butches bezeichnen sich als «eine Butch», andere sprechen von sich als «ein Butch». Der Begriff kommt aus der queeren Bewegung und sollte nur verwendet werden, wenn ihn Menschen selbst für sich wählen.

Cis-geschlechtlich

Menschen, deren Gender-Identität mit derjenigen übereinstimmt, die ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, sind cis-geschlechtlich.

Cross-Dresser:in

Menschen, die Kleidung tragen, die gemäss den traditionellen, stereo­typen Rollenbildern nicht zur eigenen Gender-Identität passt. Bei Cross-Dressing handelt es sich um eine Performance. Cross-Dresser:innen kön­nen unterschiedliche Gender-Identitäten haben.

Dental Dams

Eine Latex- oder Polyurethan-Folie, die beim Oralsex als Schutz auf Anus oder Vulva gelegt wird, um sich vor sexuell übertragbaren Infektionen zu schützen.

Drag-Performer:innen

Personen, die übertrieben stereotyp feminin oder maskulin performen. Sie spielen mittels Kleidung, Make-up und Verhaltensweisen mit Gender-Erwartungen und brechen diese auf.

Dyke

Früher ein beleidigender Begriff für Lesben, der zu einer Selbstbezeich­nung wurde. Er wird vor allem von Menschen verwendet, die sich durch die Wiederaneignung von Schimpfwörtern selbst ermächtigt fühlen. Mit «Dyke» wird Härte und Radikalität assoziiert sowie die Ablehnung von bürgerlichen Rollenerwartungen, wie Heteronormativität oder Anstand.

Ehe für alle

In Südafrika ermöglicht das Gesetz «Civil Union» gleichgeschlechtlichen Paaren gesetzliche Anerkennung. In der Schweiz wurde die «Eingetra­gene Partnerschaft» am 01.07.2022 durch die Ehe für alle abgelöst.

Ethnie

Der Begriff bezeichnet eine abgrenzbare soziale Gruppe beispielsweise auf Grundlage einer gemeinsamen Eigenbezeichnung, Sprache, Herkunft, Wirtschaftsordnung, Geschichte, Kultur, Religion oder der Verbindung zu einer bestimmten geografischen Region. Zu dem rund 1’300 weltweit erfassten Ethnien gehören viele indigene Völker.

Ethnologie

Die Ethnologie ist eine vergleichende Sozial- und Kulturwissenschaft, die die Vielfalt menschlicher Lebensweisen erforscht. Früher galt der Fokus des Faches den rund 1’300 ethnischen Gruppen, heute werden Lebenszusammenhänge in einem weiteren Sinne erforscht, wie städtischer Raum, Migration etc.

Family/Wahlfamilie

Als Family (Familie) bezeichnen queere und trans Menschen andere, die queer und trans sind. Auch bekannt als Wahlfamilie.

Femme

Ein Begriff, der in LGBTQIA+-Communities verwendet wird, um queere Menschen zu beschreiben, die oft (aber nicht immer) weiblich auftreten oder gesellschaftlichen Definitionen von Weiblichkeit entsprechen. Der Begriff sollte nur verwendet werden, wenn ihn Menschen explizit für sich selbst wählen.

FSF

Abkürzung für Frauen, die Sex mit Frauen haben. FSF können lesbisch, queer bisexuell oder hetero sein.

Gender / soziales Geschlecht

Verweist im Gegensatz zum biologischen Geschlecht auf das gesellschaft­lich konstruierte Geschlecht, beziehungsweise die Vorstellung davon, was ein Mann und eine Frau sein sollen. Diese Vorstellungen werden durch gesellschaftliche Verhaltensweisen, Rollenbilder und Erwartungen be­stimmt. Dieser Logik folgend ist männlich = Mann = maskulin und weib­lich = Frau = feminin. Das soziale Geschlecht einer Person ist eine Kombi­nation daraus, was sich im Inneren richtig anfühlt und was nach Aussen zum Ausdruck kommt.

Gender Binary / soziale Zweigeschlechtlichkeit

Ein System, in dem das soziale Geschlecht in nur zwei Kategorien – Mann und Frau – eingeteilt wird. Das schliesst nicht-binäre und gender-nonkon­forme Menschen aus.

Gender-Dysphorie

Wenn Menschen sich unwohl fühlen, Panik oder Dauerstress empfinden, weil ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht nicht mit ihrer Gender-Identität übereinstimmt.

Gender-Hierarchie

Eine Geschlechterordnung, die Menschen in zwei Kategorien einteilt. Die männlichen und weiblichen Geschlechter werden als gegensätzlich und gleichzeitig sich ergänzend dargestellt. Sie stehen in einer Herrschafts­beziehung zueinander, wobei die Männer über den Frauen stehen. Andere sexuelle Orientierungen und Gender-Identitäten sind nicht vorgesehen oder ebenfalls dem männlichen Geschlecht untergeordnet.

Gender-nonkonform

Eine Person, die sich der Einteilung in die Kategorien Mann und Frau ent­weder durch ihr äusseres Erscheinungsbild oder ihre Gender-Identität widersetzt.

Geschlechtszuweisung

In der Mehrheitsgesellschaft und ihrer Wissenschaft wird Geschlecht auf­grund von biologischen Geschlechtsmerkmalen zweigeteilt in männlich und weiblich. Dieser Logik folgend wird Kindern bei der Geburt eines der beiden Geschlechter zugewiesen. Typischerweise werden Kindern mit Vulva nach der Geburt Mädchen bzw. Frau genannt (Assigned Female At Birth = AFAB). Die Kinder mit Penis gelten als Junge bzw. Mann (As­signed Male At Birth = AMAB). AFAB und AMAB sind Begriffe, die trans, gender-nonkonforme und nicht-binäre Menschen verwenden. Sie ver­weisen darauf, dass sich die Einteilung in männlich und weiblich bei der Geburt nicht immer mit der tatsächlichen Gender-Identität deckt.

Gewaltverbrechen

Die Absicht der Täter:innen ist es, ihre Opfer zu erniedrigen und zu ent­menschlichen. Täter:innen sehen ihre Opfer dabei als «anders», häufig aufgrund von Rassismus, Gender, Alter, Sexualität, Behinderung, Ge­sundheit, Nationalität, Klasse, Religion, Kultur, Sprache oder anderen Merkmalen.

Heteronormativität

Ist ein gesellschaftspolitisches System, das Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität als Norm ansieht. Heteronormativität steht für die Überzeugung, dass Menschen in gegensätzliche, sich ergänzende Ge­schlechter (Mann und Frau) eingeteilt sind, die vermeintlich natürliche Rollen im Leben haben. Sie geht davon aus, dass am ehesten ein cis-Mann und eine cis-Frau für die Ehe, sexuelle oder romantische Beziehung ge­eignet sind. Alle anderen Formen der Beziehung und Anziehung werden zur Abweichung von der Norm.

Homonationalismus

Eine Form des Aktivismus, bei dem LGBTQIA+-Rechte nationalistisch mit einem nordamerikanischen und europäischen Fokus dargestellt werden, während Ausdrucksformen des mittleren Ostens und globalen Südens abgewertet werden. Im Rahmen homonationalistischer Wertesysteme wird LGBTQIA+-Aktivismus an neoliberale und rechte Ideologien angepasst, um rassistisches, klassistisches und menschenfeindliches Gedankengut innerhalb der Bewegung zu normalisieren.

Homophobie

Ablehnung von LGBTQIA+-Menschen aufgrund von Vorurteilen.

Homosexuelle:r

Eine Person, die sich sexuell oder romantisch zu einer Person desselben Geschlechts hingezogen fühlt. Homosexuelle:r ist ein eher technischer bzw. medizinischer Begriff. Heute werden vorwiegend die Begriffe schwul und lesbisch verwendet.

Intersektionalität

Die Juristin Kimberlé Crenshaw hat diesen Begriff im Jahr 1989 geprägt, um die Situation von Schwarzen Frauen auf dem Arbeitsmarkt in den USA zu beschreiben. Intersektionalität beschreibt, was die Kombination verschiedener Aspekte von Identität bedeuten kann und wie die eigene race, Klasse, Herkunft, Alter, Behinderung, Sexualität, Nationa­lität und Religion die Erfahrung von Frausein und Gender beeinflussen. Dabei können sich diese sozialen Ungleichheiten gegenseitig beeinflussen und steigern.

Intergeschlechtlichkeit / inter

Wird für Menschen verwendet, die biologische Merkmale haben, die nicht den gesellschaftlichen Erwartungen von männlich und weiblich entspre­chen. Diese physisch-biologischen Variationen verändern sich im Leben einer Person und sind unterschiedlich ausgeprägt. Intergeschlechtlichkeit be­schreibt biologische und physische Geschlechtsmerkmale und unterschei­det sich damit von der Gender-Identität einer Person.

isiNgqumo

Eine Sprache, die in LGBTQIA+-Kreisen Südafrikas gesprochen wird, ins­besondere bei den Nguni.

isiStabane/Stabane

Das umgangssprachliche isiZulu-Schimpfwort richtet sich gegen LGBTQIA+-Südafrikaner:innen. Die wörtliche Übersetzung bedeutet: Eine Person, die mit beiden, männlichen und weiblichen, Geschlechtsteilen geboren wurde.

Klassismus

Der Begriff beschreibt die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer tatsächlichen oder angenommenen finanziellen Mittel, ihrem Bildungsstatus oder ihrer Herkunft. Klassismus beruht auf der Vorstellung, dass der soziale oder wirtschaftliche Status eines Menschen seinen Wert in der Gesellschaft bestimmt. Dabei erhalten Menschen, die einen niedrigeren Status zugeschrieben bekommen, oft weniger Zugang und Rechte innerhalb der Gesellschaft.

Korrektive Vergewaltigung

Ein Gewaltverbrechen, bei dem eine Person vergewaltigt wird, weil ihre sexuelle Orientierung oder Gender-Identität als nicht der Norm ent­sprechend wahrgenommen wird. Mit solchen Taten soll die vergewaltigte Person zu Heterosexualität und Geschlechtskonformität gezwungen werden.

Lesbe

Frauen, trans und nicht-binäre Personen, deren Begehren oder roman­tische Gefühle sich auf andere Frauen oder nicht-binäre Femmes richten.

LGBTQIA+

Ein Kurzwort, das aus den Anfangsbuchstaben der Wörter lesbisch, gay (schwul), bisexuell, trans, queer, inter und asexuell gebildet wird und für diese als Sammelbegriff steht. Das Pluszeichen am Ende deutet auf die vielfältigen Begriffe hin, die es weltweit für sexuelle Orientierung und Gender gibt, und dass diese Auflistung nicht abschliessend ist.

Lobola/Lobolo

Beschreibt eine Heiratstradition, in der die Familie des Bräutigams verschiedene Güter übergibt, um eine Ehe verbindlich zu machen. Früher wurde oft Vieh angeboten, heute wird Geld bevorzugt.

Marginalisierung

Verdrängung von Individuen oder Gruppen an den Rand der Gesellschaft. Die Marginalisierung kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen, beispielsweise geografisch, wirtschaftlich, sozial oder kulturell; meist spielt sie sich auf mehreren Ebenen ab.

Mysogynie

Der Begriff bedeutet Frauenfeindlichkeit und ist mit einer hierarchischen Vorstellung der Geschlechter verbunden, die Frauen weniger Wert bei­misst als Männern.

MSM

Abkürzung für Männer, die Sex mit Männern haben. MSM können schwul, queer, bisexuell oder hetero sein.

Necklacing

Eine Foltermethode, die auch zur Selbstjustiz genutzt wird. Dabei wird einer Person ein brennender Reifen um den Hals gelegt. Während der Apartheid wurde diese Foltermethode manchmal innerhalb Schwarzer Communities angewendet, um diejenigen zu bestrafen, die der Kollabora­tion mit dem Apartheid-Regime bezichtigt wurden.

Nicht-sichtbare Behinderung

Es gibt viele verschiedene Arten nicht sichtbarer Behinderungen, z.B. eine psychische Erkrankung oder eine chronische Krankheit, die sich nicht an äusserlichen Merkmalen feststellen lässt.

Non-binär

Nicht-binär (auch oft synonym mit genderqueer verwendet) ist ein Sam­melbegriff für Menschen, die sich weder mit der Bezeichnung Mann noch Frau identifizieren können. Die Selbstbezeichnung nicht-binär kann bedeuten, sich mit Teilen von männlich oder weiblich zu identifizieren oder auch beides komplett abzulehnen.

Othering

Von Othering spricht man, wenn eine Gruppe oder eine Person sich von einer anderen Gruppe abgrenzt, indem sie die nicht-eigene Gruppe als anders und fremd beschreibt. Dies geschieht meist innerhalb eines Machtgefälles. Die als anders Beschriebenen sind von Diskriminierung betroffen und haben wenig Möglichkeiten, sich gegen die Zuschreibung zu wehren

Outen

Wenn die sexuelle Orientierung oder Gender-Identität einer LGBTQIA+-Person ohne deren Zustimmung öffentlich gemacht wird. Das Coming-Out gilt auch als outen, erfolgt jedoch durch die Person selbst.

Pansexuell

Eine Person, deren Begehren und romantische Gefühle nicht an die Sexu­alität oder die Gender-Identität von Personen gebunden ist.

Passbuch (Reference Book) / Dompas

Im Apartheid-Regime ein Dokument, das alle, die als nicht-weiss klassifi­ziert wurden, ständig zur Identifikation bei sich tragen mussten. Das Buch bestand aus einem laminierten Ausweis mit schwarz-weissem Por­trät und Informationen wie Name, Rassifizierungskategorie, Ausstel­lungsdatum und einer amtlichen Unterschrift. Zudem gab es fünf weitere Abschnitte, die Informationen zu Zutrittsbeschränkungen zu bestimmten Stadtgebieten enthielten, sowie Nachweise medizinischer Pflichtunter­suchungen, Namen und Adressen von Arbeitgebenden, Informationen zur Berufstätigkeit sowie Steuerzahlungsnachweise. Dieser Pass wurde um­gangssprachlich Dompas genannt, Afrikaans für dummer Pass.

Patriarchat

Beschreibt eine Gesellschafts- bzw. Herrschaftsform, die Männer über Frauen und alle anderen Geschlechter stellt.

People of Colour

People of Colour/POC umfasst alle Menschen, die nicht-weiss sind.

Pinkwashing

Der Begriff wird oft verwendet, um den Missbrauch und die Aneignung der LGBTQIA+-Bewegung für politische oder kommerzielle Zwecke zu beschreiben. Wenn sich Unternehmen oder Organisationen als queer-freundlich ausgeben, um sich bei progressiven Teilen der Gesellschaft beliebt zu machen sowie gleichzeitig ihr diskriminierendes und gewalt­volles Handeln verdecken, wird das als Pinkwashing bezeichnet.

Pronomen

Worte, mit denen wir im Gespräch auf die Gender-Identität einer Person hinweisen. Im Deutschen beispielsweise er oder sie.

QTIPOC

Abkürzung für queer, trans, inter und People of Colour.

Queer

Ein Sammelbegriff für Menschen, die Heteronormativität ablehnen. Für manche Menschen ist das Wort ein Schimpfwort; die queere Community hat es sich als einen subversiven Begriff der Selbstermächtigung wieder angeeignet.

Race

Ein System, in dem Menschen in eine begrenzte Anzahl von (ursprünglich geografisch definierten) Gruppen eingeteilt werden, anhand vermeintlich inhärenter biologischer Unterschiede, die auf körperlichen Merkmalen (z.B. Hautfarbe) beruhen, die von Generation zu Generation weiterver­erbt werden. Um die soziale Konstruktion dieser Kategorie herauszu­streichen, wird das das deutsche Wort Rasse durch das englische «race» ersetzt, da Rasse im deutschsprachigen Kontext oft nur auf seine Ver­wendung im Nationalsozialismus bezogen wird und damit meist nur die wissenschaftlich nicht haltbare biologistische Konstruktion meint.

Racial Profiling

Eine Bezeichnung für diskriminierende Kontrollen gegenüber Personen, die von Polizist:innen sowie anderen Beamt:innen als ethnisch oder reli­giös andersartig und damit verdächtig wahrgenommen werden.

Rassifizierung

Strukturen oder Prozesse, in denen Menschen nach rassistischen Merk­malen (Aussehen, Lebensform oder imaginäre Merkmale) eingeteilt, ste­reotypisiert und abgewertet werden.

Safe Space

Ein Ort, an dem sich alle Menschen ohne Angst vor Angriffen oder Diskri­minierung frei ausdrücken können.

Sangoma

Eine Tradition südafrikanischer Heiler:innen, die darauf spezialisiert sind, körperliche und seelische Leiden zu heilen, indem sie in die Vergan­genheit und Zukunft von Personen schauen und sie mit ihren Ahn:innen verbinden. Sie werden von ihren Ahn:innen zu dieser respektierten gesellschaftlichen Aufgabe berufen.

Schwarz

Wird verwendet, um die kulturelle Zugehörigkeit als afrikanisch oder afro-diasporisch zu beschreiben, es sei denn, einzelne Personen oder Gruppen bezeichnen sich anders. Schwarz wird dabei immer grossge­schrieben, um zu markieren, dass es sich um einen politischen Begriff und eine Selbstbezeichnung handelt.

Schwarzer lesbischer Feminismus

Eine politische Haltung, Bewegung und Theorie, welche die Kategorien Rassismus, Gender, Klasse, sexuelle Orientierung und ihre Verwobenheit aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und als politischen Diskurs versteht.

Schwul

Männer, trans oder nicht-binäre Personen, die sich romantisch oder sexuell eher zu Männern hingezogen fühlen.

Slurs

Wörter, durch die ganze Gruppen pauschal abgewertet werden, beispielsweise Zigeuner oder Eskimo.

Taub

Taub ist eine positive Selbstbezeichnung nicht hörender Menschen, unabhängig davon ob sie taub, resthörig oder schwerhörig sind. Damit wird auch gezeigt, dass Taubheit nicht als Defizit angesehen wird.

Transgender / trans

Ein Sammelbegriff für Menschen deren Geschlecht nicht mit dem Ge­schlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Manche trans Menschen identifizieren sich selbst als Mann oder Frau, also entlang der Zweigeschlechtlichkeit, andere nicht.

Transition /
Geschlechtsangleichung

Beschreibt die Veränderungen beziehungsweise Anpassungen, die eine trans Person macht, um sich mit der Gender-Identität wohlzufühlen, in der sie leben möchte. Dieser Prozess ist für jede Person anders. Manche wählen medizinische Eingriffe oder geschlechtsangleichende Massnah­men wie Hormone oder Operationen, aber nicht alle trans Menschen wollen oder können diesen Weg gehen. Transition bzw. Anpassung kann auch bedeuten, Familie und Freund:innen davon zu erzählen, sich anders anzuziehen, andere Pronomen zu verwenden und persönliche Dokumente ändern zu lassen.

Transmisogynie

Der Begriff beschreibt das Aufeinandertreffen von Transfeindlichkeit und Frauenfeindlichkeit (Misogynie). Transmisogynie beschreibt negative Einstellungen und Hass gegenüber trans Menschen, die eher weiblich gelesen werden, insbesondere trans Frauen und transfeminine Menschen und ihre Diskriminierung.

Transmisogynoir

Ein Begriff, der die Verwobenheit von Rassismus, Transfeindlichkeit bzw. Sexismus und Frauenfeindlichkeit (Misogynie) beschreibt. Der Be­griff bedeutet, dass eine Schwarze trans Frau eine andere Art von Sexis­mus erlebt als andere Frauen, nämlich eine Form, die zusätzlich von Rassismus und Transfeindlichkeit geprägt ist.

Transfeindlichkeit

Ablehnung und Feindlichkeit gegenüber trans Personen. Das beinhaltet auch Ablehnung und Verdrängung ihrer Gender-Identität und Selbstbe­zeichnungen.

Weisse Vorherrschaft

Eine rassistische Ideologie und Praxis, in der weiss gelesene Menschen über als nicht-weiss klassifizierte Menschen und Kulturen gestellt werden und diese dominieren.

Woke

Der Begriff stammt aus den 1930er-Jahren und bedeutet politisch «wach» und engagiert gegen jede Form von Diskriminierung. Unterdessen wird der Begriff aber vor allem von politisch rechts stehenden Kreisen abwertend verwendet.

Zulu

Eine Bevölkerungsgruppe und Sprache der Bantu im südlichen Afrika, die zur Gruppe der Nguni gehört. Die Zulu gehören zur südlichen Bantu-Familie und sind sowohl ethnisch als auch linguistisch und kulturell eng mit den Swazi und Xhosa verbunden. Etwa zehn Millionen Menschen in Südafrika sind Zulu und gehören damit der grössten Bevölkerungsgruppe an, die hauptsächlich in der Gegend KwaZulu-Natal lebt.